Vom Grün-Gold TTC Herford zum Weltmeistertitel – Christian Stejzel krönt seine Formationstanz-Karriere

Großer Erfolg für einen Tänzer mit Herforder Wurzeln: Christian Stejzel ist Weltmeister der Standardformationen mit dem Braunschweiger TSC. Der 28-Jährige begann seine tänzerische Laufbahn beim Grün-Gold TTC Herford (GGH) und blickt nun auf den bislang größten Erfolg seiner Karriere zurück.

„Ich erinnere mich noch, wie Christian zu einem Probetraining in meiner Kindergruppe gekommen ist“, berichtet Laura Voges, Trainerin und 2. Vorsitzende des GGH. „Er hatte bereits etwas Turniererfahrung und hat bei uns im Verein dann auch eine neue Tanzpartnerin gefunden.“ Das war im Jahr 2009. Bis 2017 tanzte Christian Stejzel in Herford.

Neben dem Einzeltanzen kam Stejzel früh mit dem Formationssport in Berührung. Bereits 2009 ging in Herford ein neu gegründetes B-Team mit jungen Nachwuchstänzerinnen und -tänzern in der Landesliga an den Start. Christian war mit seiner Partnerin Teil dieses Teams und sofort begeistert. „Formationstanzen bedeutet für mich mehr als nur Bilder stellen. Es ist Teamgeist, Präzision und Emotion in vollendeter Abstimmung“, schwärmt Stejzel. „Gemeinsam etwas Großes auf die Fläche zu bringen, sich aufeinander zu verlassen und im perfekten Takt zu verschmelzen, ist ein Gänsehautmoment, den ich im Einzeltanzen so nie erlebt habe.“

Auch wenn sich das damalige Team nach zwei Saisons auflöste, blieb Stejzel dem Formationstanzen treu. Gemeinsam mit Laura Voges trainierte er von 2015 bis 2018 die Standardformation des Grün-Gold TTC Herford und feierte mit dem Team den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Aus privaten Gründen zog es ihn später in den Norden Deutschlands. Dort ist Stejzel weiterhin als Trainer aktiv, unter anderem in der TSA des TV Jahn Delmenhorst. Aktuell betreut er rund 16 Einzelpaare und seit März 2025 auch wieder eine neu gegründete Standardformation, die 2026 erstmals in der 2. Bundesliga Nord an den Start gehen wird.

Der Traum, eines Tages für den Braunschweiger TSC – die Topadresse im Bereich der Standardformationen – zu tanzen, begleitet ihn jedoch schon seit 2011. Damals beeindruckte ihn die Choreografie „Immortality“ von Trainerlegende Rüdiger Knaack so sehr, dass für den damals 14-Jährigen feststand: Dort will ich irgendwann tanzen. Bis zur Erfüllung dieses Wunsches sollten noch 13 Jahre vergehen.

Im Jahr 2024 war Stejzel bei einem Turnier der 1. Bundesliga in Nienburg als Beisitzer im Einsatz. Dort entfachte die Begeisterung für Braunschweig und die Arbeit von Rüdiger Knaack erneut. Beim gemeinsamen Abendessen mit Tänzern folgte schließlich die Einladung zu einem Probetraining im März 2024. Stejzel überzeugte und schaffte es direkt in die Stammmannschaft. Seit der Saison 2025/2026 ist er sogar Mannschaftskapitän.

Das Training in einer Weltklassemannschaft verlangt eiserne Disziplin und perfekte Selbstorganisation, denn Tanzen ist für Stejzel „nur“ ein Hobby neben dem Beruf. Das reguläre Trainingspensum war enorm: freitags drei Stunden, samstags sechs bis acht Stunden und sonntags fünf bis sechs Stunden. Hinzu kamen Trainingslager an Feiertagen und langen Wochenenden. „Es hilft sehr, einen Arbeitgeber zu haben, der meine Leidenschaft zu 100 Prozent unterstützt und alles möglich macht, damit ich mich optimal auf Turniere wie Deutsche Meisterschaften und Weltmeisterschaften vorbereiten kann“, betont Stejzel dankbar.

Die Weltmeisterschaft fand Anfang Dezember in Braunschweig vor heimischem Publikum statt. Zudem war es die letzte WM von Trainer Rüdiger Knaack, der nach über 35 Jahren und bis dahin elf Weltmeistertiteln seinen Rücktritt angekündigt hatte. Entsprechend emotional war das Turnier für das gesamte Team.

„Es war eine Achterbahnfahrt“, erinnert sich Stejzel. „In der Kabine war ich extrem nervös, aber als ich den Anzug anhatte, war ich total im Tunnel. Als wir die Halle betraten und das Publikum uns mit Standing Ovations empfing, schoss das Adrenalin durch die Decke – plötzlich war alles viel zu schnell vorbei.“

Und wie fühlt es sich an, Weltmeister zu sein? „Wenn man darüber nachdenkt, eigentlich ganz normal“, sagt Stejzel lachend. „Aber natürlich ist es ein unbeschreibliches Gefühl. Ein Ziel, das man seit 2011 verfolgt hat, erreicht zu haben – und dann auch noch der letzte Formationstitel für Rudi. Das macht es perfekt. Ich bereue den Aufwand kein bisschen. Auch wenn es nur eine Medaille gibt: Man ist extrem stolz auf sich selbst. Man sollte immer an sich glauben und das Ziel niemals aus den Augen verlieren.“