Der Jubiläumsball muss warten

Neue Westfälische Herford, 28.04.2021

Tanzsport: Fast auf den Tag genau heute vor 75 Jahren wurde der Grün-Gold Tanzturnierclub Herford gegründet. Doch anstatt zu feiern, bleibt es vorerst beim Ausfallschritt zwischen Nostalgie, Corona-Pause und einem Wunsch.

GGH: Bei den Mitgliedern des Grün-Gold TTC Herford ist die Freude über das Jubiläum buchstäblich groß.

Herford. Onlinetraining statt Jubiläumsball: Den April im Corona-Jahr 2021 dürfte man sich beim Tanzturnierclub Grün-Gold Herford grundlegend anders vorgestellt haben. Dabei gäbe es beim heimischen „Tanzturnierclub mit Tradition“ einiges zu feiern: 75 Jahre Grün-Gold TTC Herford, 40 Jahre Formationssport in Herford und 35 Jahre „Grün-Gold Haus“, das Clubhaus an der Bruchstraße. Anlass für einen Blick zurück, aber auch für einen optimistischen Blick voraus.

Blick zurück

Die Gründungsversammlung fand am 26. April 1946 statt. Einige Paare der nach dem Krieg wiedereröffneten Tanzschule Roemkens schlossen sich zusammen, um einen Tanzverein zu gründen. Pate für die Namenswahl war angeblich der „Grün-Gold Club Bremen”. 1955 wird der Verein Mitglied im ATvD und seine Paare und Turniere richten sich nach einer neuen Turnierordnung (TO). 1957 wird das erste Kerzenfest gefeiert als Nachfolger zum „Fest der Glücklichen Ehepaare“. Auch 1979 ist ein besonderes Jahr: Der Grün-Gold TTC Herford wird als Landesleistungsstützpunkt anerkannt und es entsteht die Idee zum eigenen Clubhaus. Dieser Traum wird mit dem Kauf und Umbau eines alten Kinos in den Jahren 1985/86 verwirklicht.

Stolz des Vereins

Das Clubhaus in der Bruchstraße ist der ganze Stolz des Vereins – und gleichzeitig eine große Herausforderung. Wer schon mal in Herford ein Turnier getanzt hat, wird sich bestimmt an die tolle Atmosphäre im hohen lichtdurchfluteten Saal erinnern – aber auch an die relativ kleine Fläche. „Wir lieben unser Clubhaus, aber aus heutiger Sicht ist der große Saal schon relativ klein, insbesondere für die Formationen und die Standardtänzer dürften es auf jeder Seite ein paar Meter mehr sein. Auch könnten wir bei der Anzahl unserer Mitglieder und Gruppen einen dritten Saal gebrauchen”, so Markus Redecker, 1. Vorsitzender des Grün-Gold TTC, über das eigene Vereinsheim. „Dazu kommt natürlich, dass das alte Haus sehr aufwendig in der Instandhaltung ist. Aktuell stehen zum Beispiel große Reparaturen am Dach an, die uns vor Herausforderungen stellen. Aber auch das werden wir meistern“, so Redecker.

Große Erfolge bis hoch in die 2. Bundesliga

Diese Aufnahme entstand vor 40 Jahren. Die Lateinformation
von 1981 präsentiert sich dem Publikum.

Der Einstieg in den Formationssport erfolgte bereits 1981 mit der Gründung einer Latein Sportformation. Seit damals hat der Grün-Gold TTC Herford immer mindestens eine Formation im Ligabetrieb am Start. Zwischenzeitlich sind es sogar zwei Latein-Teams und eine Standardformation. Zu den größten Erfolgen der Lateinformation zählen drei zweite Plätze in der Gesamtwertung der Regionalliga West Latein in den Saison 1994/95, 2005/06 und 2006/07 und die damit verbundene Teilnahme am Aufstiegsturnier zur 2. Bundesliga. Der Standardformation gelang – vor der Reform der Liga-Bereiche – drei Mal der Aufstieg in zweite Bundesliga und dabei einmal der Klassenerhalt.

In der Vergangenheit tanzten die Herforder zahlreiche Erfolge
ein, dieses Bild zeigt die Formation von 2000.

Einzigartiges Ambiente mit Profi-Lichttechnik

Auch nach der Pandemie wird der Grün-Gold TTC Herford wieder zwei Lateinformationen an den Start schicken. „Wir freuen uns schon sehr darauf, wenn wir in Herford wieder ein Formationsturnier veranstalten können. Wer in den letzten Jahren schon mal bei uns getanzt hat weiß, die Fläche ist vielleicht ein bisschen klein, aber das Ambiente mit der professionellen Lichttechnik ist einzigartig in der Regionalliga”, so Mario Knollmann, 2. Vorsitzender und Formations-Urgestein (über 150 Turniere).

Die Idee von „OWL tanzt“ entsteht

1999 entsteht die Idee zu „OWL tanzt“, die bereits ein Jahr später umgesetzt wird. Mehrere Vereine aus Ostwestfalen-Lippe schließen sich zusammen, um gemeinsam ein Turnierwochenende auszurichten. Zunächst finden die Turniere an verschiedenen Standorten statt. Im November 2005 wird „OWL tanzt“ dann erstmals als Vier-Flächenturnier in der Seidenstickerhalle veranstaltet. Nach einigen Startschwierigkeiten in den ersten Jahren mit viel Zeitverzug und Technikproblemen, hat sich die Veranstaltung stetig weiterentwickelt. Heute ist „OWL tanzt“ ein Großturnier mit 96 Turnieren auf fünf Flächen.

Auch nach der Pandemie werde die Veranstaltergemeinschaft, bestehend aus Bielefelder TC Metropol, TSG Bünde, Grün-Gold TTC Herford, TSC Diamant Blau-Silber Lage und TSC Rot-Weiß Minden, wieder im November „OWL tanzt“ in der Seidenstickerhalle anbieten. Im November 2022 wird dann mit der DM Hauptgruppe S-Standard erstmalig eine Deutsche Meisterschaft im Rahmen von „OWL tanzt“ stattfinden, kündigt Grün-Gold Herford an.

Über 320 Mitglieder

Aktuell hat der Herforder Verein über 320 Mitglieder. Für das Jahr 2020 waren 23 aktive Paare im Einzelbereich gemeldet. Die Lateinformation ging in der Regionalliga West an den Start, die Standardformation in der 2. Bundesliga West. Neben dem Leistungssport gibt es beim Grün-Gold TTC Herford auch mehrere Breitensportgruppen. Am stärksten ist in den vergangenen Jahren der Bereich Hip-Hop gewachsen, in dem heute rund 80 Mitglieder aktiv sind. Auch Kindertanzen gehört mit zum Angebot. Die jüngste Sparte ist der Line Dance, der erst im Sommer 2020 ins Leben gerufen wurde und nach der Pandemie richtig durchstarten soll.

„Lebt von der Gemeinschaft“

„Wir freuen uns schon sehr darauf, wenn wir wieder richtig tanzen dürfen. Ein Verein wie der Grün-Gold TTC Herford lebt von der Gemeinschaft, dem gemeinsamen Training und den Turnieren. Auch wenn die Grün-Gold-Familie online in Kontakt bleibt, wollen wir doch nichts sehnlicher, als unserem liebsten Hobby wieder auf der Fläche nachzugehen“, wünscht sich Markus Redecker. Und der 1. Vorsitzende der Herforder ist optimistisch, dass dies bald wieder möglich ist.